Hoogeveen und Hermans
Corps Lumineux 1
Ein Scheinwerfer beleuchtet eine Linse, die sich um sich
selbst dreht. Eine Kamera nimmt die Linse mit all ihren
Lichtschattierungen auf. Die Kamerabilder werden zu einem
Videobildmischgerät weitergeleitet. So werden die Lichtflecken
in der rotierenden Linse durch die Videobilder der
Küstenlandschaft der Normandie ersetzt. Die so erzeugten Bilder
werden direkt auf die Wand projiziert.
Die Menge des Lichts, die vom Scheinwerfer in die
rotierende Linse fällt, bestimmt, wo die Landschaftsbilder
innerhalb der projizierten Abbilder der Linse zu sehen sind. Wenn
kein Licht auf die Linse fällt, dann sind innerhalb der
Projektion auch keine Landschaftsaufnahmen sichtbar. Der Zuschauer
kann diesen Prozeßbeeinflussen, indem er die Linse mit der Hand
anstößt oder sie so festhält, daßsie das
gesamte Scheinwerferlicht reflektiert und dadurch die
Landschaftsbilder vollständig sichtbar werden.
Auf dem Boden liegen glänzende Kunststoffplatten,
auf die mit matter schwarzer Farbe der Grundrißvon Etretat
(Normandie) gedruckt ist. Die mattschwarzen Linien der Landkarte
absorbieren die projizierten Videobilder, während die
glänzenden Flächen sie spiegeln. Die Landkarte grenzt
zugleich den Bereich ab, in dem die Kamera steht.
Das Bewußtsein, daßdie Landschaft nicht
statisch, sondern veränderlich ist, läßt sich bis zu
einer Serie von Gemälden Monets zurückverfolgen, die in
Etretat entstanden ist. Anders als Monet verfügen die
Videokünstler aber über ein Medium, das die
Veränderung in der Zeit nicht allein wiedergeben kann, sondern
das selbst nur innerhalb der Zeit bestehen kann. Corps Lumineux macht
mit den Mitteln der Videotechnik die Landschaft als bewegten,
lebenden, leuchtenden Körper erfahrbar.
Kennzeichnend für die Arbeiten von Hermans und
Hoogeveen ist ihre Auseinandersetzung mit abstrakten Problemen, die
im künstlerischen Prozeßmit persönlichen Bildern
gefüllt und erfahrbar werden. Die Grundfragen nach der
Beschaffenheit der menschlichen Wahrnehmung, nach der Konstitution
von Realität aus den Basiselementen Raum, Licht und Zeit werden
mit den Mitteln der Videotechnologie verfolgt. Diese verbinden die
Künstler in zunehmender Weise mit anderen Elementen wie
Skulptur, Druckgrafik, Tanz und Architektur.
Installation vom 18. März - 12. April 1993 von
Marcel Hermans & Weit Hoogeveen (NL)